Ist denn schon Weihnachten?“, fragte Anni Gückel aus Altenkunstadt. So begeistert war sie von dem Adventskonzert des Kulmbacher Gesangsensembles „Vocalisto“ im Treppenhaus des Verwaltungsgebäudes der Baufirma Dechant in Weismain. Mit knapp 180 Besuchern war die Resonanz beachtlich. Ein Gläschen Sekt und etwas Smalltalk, dann ging es schon los.
Das Konzert gaben „Vocalisto“ zugunsten der „Albert und Christel Stiftung“, für die um Spenden gebeten wurde. Albert Klein, der Initiator der Stiftung, erklärte zu Beginn, dass viele junge Menschen nicht auf der Sonnenseite des Lebens zu Hause sind. Ihnen wolle die Stiftung gemäß ihrem Motto „Der Jugend eine bessere Zukunft“ helfen. Es gibt viele Jugendliche in der Region, die von Einrichtungen wie die CJD Jugendberatungs-Hilfe Coburg, Kinder- und Jugendhospitz „Sternenzelt Bamberg“, Regens-Wagner Reittherapie oder vom „Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums Burgkunstadt“ bedacht werden.
Für eine bessere Zukunft
„Dahinter stecken Schicksale von Krankheiten, Behinderungen oder soziale und finanzielle Probleme von Jugendlichen, Kindern und im Elternhaus“, sagte Klein. Deshalb habe sich die Stiftung das Ziel gesetzt, hier zu helfen. Die Stiftung unterstütze die Anschaffung orthopädischer und medizinischer Therapiegeräte, wie spezielle Rollstühle oder Gehilfen, von besonderen Therapien wie einer Tiertherapie oder speziellen Freizeitaktivitäten, Reise- und Aufenthaltskosten der Eltern bei Klinikaufenthalten. Mit dem Konzert wolle man dieses Engagement unterstützen, ergänzte dhib-Geschäftsführer Peter Dechant.
Zu leisen, stimmungsvollen Klängen erstiegen Hubertus Baumann (Tenor) Christiane Schütz (Sopran) Ulrich Förester (Bass) und Ulrike Hahn (Alt) von „Vocalisto“ die Treppe im Foyer, auf der sie ihr Konzert gaben. Mit dem ausdrucksvollen Lied „Chi ci separera“ von Marco Frisina stimmten sie das Publikum ein. Beim bekannten Adventslied „Maria durch ein Dornwald ging“ wurde deutlich, dass die Akustik in dem Geschäftsgebäude durchaus mit mancher Kirche mithalten kann.
Eindrucksvoll intonierten die Sänger das „Magnificat“ von Claudio Monteverdi in einem vierstimmigen polyphonen Chorsatz. Beim alten Adventslied „Macht hoch die Tür“ forderten sie das Publikum auf, bei der zweiten und dritten Strophe mitzusingen, was die Klangwirkung noch verstärkte. Sehr klangschön das „Magnificat“ aus den Taize-Gesängen, das Hubertus Baumann auf der Querflöte und Ulrich Förster auf der Gitarre darboten. Zu Herzen gehend war die Interpretation von „Northern Lights“ des zeitgenössischen Komponisten Ola Gjeilo. Ein Musikgenuss für Genießer.
Klassik auf hohem Niveau
Klassik auf ganz hohem Niveau bot das Ensemble mit Johann Sebastian Bachs Choral „Wie soll ich dich empfangen“ aus dem Weihnachtoratorium. Wie eine wunderbare Erzählung wirkte „Tausend Stern sind ein Dorn“ des Komponisten Siegfried Köhler, getragen von der herrlichen Sopranstimme von Christiane Schütz. Ihr leichter Umgang mit den Tönen ließ den Gesang des Ensembles förmlich schweben. Ein Adventsklassiker folgte mit „Nun kommet der Heiden Heiland“, den die Akteure mit einem wunderbar homogenen Gesang interpretierten. Genaue Einsätze bei den Männerstimmen, die klangschöne Altstimme von Ulrike Hahn und der herrliche Sopran von Christiane Schütz verbanden sich immer wieder zu Hörerlebnissen.
Es darf mitgesungen werden
Anrührend intonierten sie das alte Adventslied „Leise rieselt der Schnee“ in einem sehr anmutigen Chorsatz. Die Silben „Leise, ganz leise“ im Ausklang ließen das Lied in einem Pianissimo quasi verschwinden. Beim Adventslied „Es kommt ein Schiff geladen“ durfte das Publikum wieder mitsingen. Die Schönheit polyphonen Gesangs, bei dem die einzelnen Stimmen verschmolzen zeigte das Ensemble beim alten Weihnachtslied „Und alsbald war bei dem Engel“ von Melchior Vulpius.
Auch den Gospelsound beherrschen die Sänger meisterhaft wie bei „Down in Bethlehem“ zu hören. „Die haben aber alles drauf“, meinte dazu ein Zuhörer. Freudig geprägt war der Gesang beim böhmischen Weihnachtslied „Freu dich Erd und Sternenzelt“. Kraftvoll und dynamisch und dennoch von genauester Intonation war das festliche Schlusslied „Hodie Christus natus est“.
Mit Ovationen im Stehen dankten die Zuhörer dem Ensemble für das bewegende Konzert. Dann wurde es nochmals ganz ruhig, bis der letzte Ton verklungen war, zu dem die Sänger wieder auszogen.
Das Ensemble Vocalisto beim Auftritt im Dechant-Verwaltungsgebäude (v. li.): Hubertus Baumann (Tenor), Christiane Schütz (Sopran), Ulrich Förster (Bass) und Ulrike Hahn (Alt).
Auch mit Querflöte und Gitarre überzeugten Hubertus Baumann (li.) und Ulrich Förster.
Fotos und Text: Roland Dietz - Obermain Tagblatt