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Altlasten prägen die Sanierung eines Wahrzeichens

Die Kuranlage Sprudelhof ist das Aushängeschild und Wahrzeichen der Stadt Bad Nauheim in Hessen. Im Zuge der aufwendigen Sanierung wurden allerdings viele Schadstoffe zutage gefördert. Eine besondere Herausforderung für das dechant-Team.

Der historische Sprudelhof in Bad Nauheim wurde zwischen 1905 und 1911 im Jugendstil erbaut und gilt zusammen mit der Trinkkuranlage als eines der gelungensten Bauwerke dieser Epoche. Das Ensemble besteht aus sechs Badehäusern und zwei Verwaltungsgebäuden. Im Zentrum der beeindruckenden Parkanlage befindet sich eine monumentale Beckenfassung mit sprudelnden Fontänen, die von klar gestalteten Arkaden umschlossen ist.

Der Alleinstellungsmerkmale gäbe es viele aufzuzählen am Bad Nauheimer Kulturdenkmal, doch wie so viele historische Gebäude muss sich auch der Sprudelhof einer umfassenden Sanierung unterziehen. Die Verantwortung hierfür wurde der Firma dechant übertragen.


Prächtiger Innenhof vor der Sanierung (Bild: Bad Nauheim Stadtmarketing und Tourismus GmbH)

Im Rahmen der Baumaßnahmen soll unter anderem das Badehaus 2 an die künftige Therme angebunden werden und den Besuchern künftig als Sauna-, Wellness- und Therapiebereiche zur Verfügung gestellt werden. Das Badehaus 5, mit dessen Sanierung dhib beauftragt ist, wird künftig die Krankenpflegeschule der Theodora-Konitzky-Akademie (TKA) beherbergen – dem Ort, an welchem in Zukunft die angehenden Pflegekräfte ausgebildet werden. Zusammen mit der ebenfalls gerade im Neubau befindlichen Therme soll hier ein belebtes Zentrum für Gesundheit und Kultur entstehen.

Denkmalschutz und Schadstoffe

Innerhalb der anvisierten Bauzeit von etwa sechs Monaten wird sich das Team um Bauleiter Jürgen Wendelmuth den zahlreichen Herausforderungen des Projekts stellen: „Zu den Besonderheiten zählt, dass wir bei diesem historischen Gebäude natürlich alle Arbeiten nur unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes und im engen Kontakt mit der Behörde ausführen können.“

Somit ist klar: Die vorhandene Gebäudestruktur muss während der Sanierungsarbeiten aufwendig geschützt werden. Dies erfolgt auch durch strenge Vorgaben der zu verwendenden Baustoffe. Weiterhin unterliegt der Rückbau der kontaminierten, historischen Soleleitungen und Behälter der ständigen Aufsicht eines Fachplaners für Strahlenschutz, der die entsprechenden Werte permanent auf ihre Zulässigkeit überprüft.

Schadstoffsanierung von ungebundenem Asbest in Schutzanzügen

 

Nicht zuletzt weil in Bad Nauheim zahlreiche Schadstoffe wie ungebundener Asbest, lose belastete KMF-Dämmung (Künstliche Mineralfaser) oder PAK-haltige Anstriche (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) rückgebaut und entsorgt werden müssen, gilt es eine Vielzahl von Richtlinien rund um den Gesundheitsschutz zu beachten. Unsere Fachleute mussten sich aus diesem Grund einer speziellen Unterweisung unterziehen. Nur mit der entsprechenden zur Verfügung gestellten persönlichen Schutzausrüstung können sie sich vor kontaminierten oder Schadstoff-belasteten Material schützen.

Wie Bauleiter Wendelmuth weiter erläutert, steht auch der teilweise Rück- und anschließende Neubau der Kellerdecken auf der Agenda. Um die Tragfähigkeit der darüberliegenden Bauteile zu gewährleisten, werden hierbei Unterfangungen in den Mauerwerkswänden errichtet. So entstehen aus den ehemaligen Badezellen die neuen Aufenthaltsräume und Lehrerbüros. In diesem Rahmen werden die neuen Trennwände in Anlehnung an die Historie des Gebäudes aus kleinformatigen Mauerziegeln und speziellem Kalkmörtel errichtet.

 

Überwachung der Statik notwendig

Der Sprudelhof gilt als eines der ersten Gebäude in Deutschland, bei dessen Errichtung im Jahr 1905 die Decken über dem Untergeschoss bereits als sogenannte „Eisenbetondecke“ mit damals noch mit unprofilierten Betonstählen ausgeführt wurden. Aufgrund des baugeschichtlichen Interesses und um den Erhalt der Untergeschossdecken zu gewährleisten, wird mit einem enormen Aufwand die Decke saniert und ertüchtigt, damit die heutigen statischen Mindestanforderungen erfüllt werden können.

Im aktuellen Baufortschritt wurden Unterzüge und Stahlträger freigelegt, auf ihren Zustand untersucht und im Bedarfsfall ausgetauscht. Der bestmögliche Erhalt der Bausubstanz stand hierbei im Fokus. Statiker und Architekten waren hinsichtlich der Standfestigkeit gefragt. Schließlich wurde auch ein neuer Stahlträger eingezogen. Alles musste richtig berechnet werden, damit der Stahlträger das Gewicht auch stemmt. „Das haben wir gut gelöst“, berichten unsere Spezialisten, die voraussichtlich bis Ende April mit der Sanierung des einzigartigen Sprudelhofs beschäftigt sein werden.