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Ich bau dir ein Schloss so wie im Märchen

Historisches Gebäude in Thurnau wird zum Hotel umfunktioniert
 
Nicht nur am Wörthersee, sondern auch im oberfränkischen Thurnau steht ein prächtiges Schloss. Die bestehende Anlage wurde jüngst um ein Hotel für Tagungsgäste ergänzt – und hielt Archäologen, Statiker, Denkmalschützer und das dhib-Team auf Trab.
 

Von der Backstube zum Tagungshotel 

Wenn diese Mauern sprechen könnten, sie könnten sicher eine Menge über die Geschehnisse der letzten Jahrhunderte berichten. Doch auch die historische Bausubstanz des denkmalgeschützten Eckgebäudes auf dem Marktplatz von Thurnau gibt allerhand preis. Die letzte Nutzung des „Gräf-Hauses“ durch die namensgebende Bäckerei liegt schon viele Jahre zurück. Mehl, Teig und Krapfen gehören längst der Vergangenheit an. Ab 2023 werden an gleicher Stelle die Gäste eines Tagungshotels logieren, welches als Ergänzung zum bestehenden Schlosshotel in Thurnau errichtet wird.

Für das Baustellenpersonal um Bauleiter Lukas Müller stellten die Arbeiten nicht zuletzt eine logistische Herausforderung dar. Denn neben den besonderen Anforderungen im Zuge der Sanierung des geschichtsträchtigen Gebäudes ergaben sich aus der Lage im Zentrum des Marktes Thurnau weitere Einschränkungen. Die Baustelle benötigte Platz für Gerüste, Lagerflächen und Kran – auch ein Grund, weshalb die angrenzende Jägerstraße halbseitig gesperrt werden musste.
 

Die Gewölbedecken über dem Erdgeschoss wurden zunächst mittels Saugbagger komplett freilegt, um anschließend eine Leichtausgleichsschüttung zu erhalten. Die abgesaugte Fehlbodenschüttung summierte sich hierbei auf 30 Kubikmeter. Aufgrund der darin enthaltenen organischen Anteile musste das Material in einer speziellen Verbrennungsanlage entsorgt werden.


Fast nichts blieb übrig 

Schon zu Beginn der Arbeiten Ende 2022 kam es zu unliebsamen Überraschungen. So erschwerten tonnenschwere Sandsteinblöcke die Erdarbeiten zur Abwassererschließung und konnten erst unter Zuhilfenahme von schwerem Gerät entfernt werden. „Die eigentliche Besonderheit“, so Bauleiter Lukas Müller, „war aber die stark beschädigte und einsturzgefährdete Bausubstanz. Grundsätzlich haben wir im Bestand nach und nach fast alles Vorhandene umgebaut. Lediglich die Außenwände, das Treppenhaus und in jeder Etage jeweils zwei Wände blieben verschont.“ Zu stemmen war dann „nebenbei“ auch noch der angrenzende Neubau, der gemeinsam mit dem alten „Gräf-Haus“ das neue Tagungshotel bildet.

Viel Aufwand erforderte die Ausmauerung der Fachwerksgiebel. So musste der überwiegende Teil der Steine an die Holzbalken angepasst werden. Ihren Halt bekommen die Steine durch eine Dreikantleiste, welche an den Balken angebracht wurde sowie einer eigens in den Stein geschnittene Kerbe.

 

Zu den besonderen baulichen Herausforderungen zählten:

  • Die Arbeiten im Untergrund waren nur mit archäologischer Begleitung möglich und mussten aufgrund von diversen Funden auch immer wieder unterbrochen werden.
  • Für die Arbeiten im Altbau bedurfte es der Erlaubnis der Denkmalschutzbehörden. Infolgedessen waren zwischenzeitliche Umplanungen nötig.
  • Die marode Bausubstanz stellte sich als grundsätzliches Problem heraus. Einzelne Arbeitsschritte setzten jeweils die Genehmigung des Statikers voraus. Bevor mit der eigentlichen Sanierung bestimmter Bereiche begonnen werden konnte, mussten massive Unterfangungen betoniert werden.
  • Stark beengte Platzverhältnisse
  • Das Anarbeiten des Neubaus an die bis zu 20 Zentimeter überhängenden Fachwerksgiebel