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Innovatives Konzept bei der Radrennbahn Andreasried

Im Erfurter Stadtteil Andreasvorstadt steht die Radrennbahn Andreasried. Sie gilt als die älteste heute noch für Rennen genutzte Radrennbahn der Welt und gleichzeitig auch als eine der modernsten. Für den Ersatzneubau in den Jahren 2006 und 2007 zeichnet die Firma dechant verantwortlich. 

Blick vom Stehplatz in das Oval kurz vor der Fertigstellung.

Bereits seit dem Jahr 1885 übt man in Erfurt Bahnradsport aus. Die Anlage im Norden der thüringischen Landeshauptstadt musste im Laufe der Zeit mehrfach modernisiert werden. Einige Jahre nach der Jahrtausendwende entschied man sich letztlich für einen kompletten Umbau. Während der knapp zweijährigen Bauphase wurde die Anlage mit einer neuen Bahn mit spezialbeschichteter Betonoberfläche ausgestattet, die dem international üblichen Maß von 250 Meter Länge entspricht.

"Es war schon ein schwerer Start für das anspruchsvolle Bauvorhaben. Insgesamt wurde die Maßnahme dreimal ausgeschrieben, wobei die Firma dechant europaweit der einzige Anbieter war, der sich dieses komplizierte Bauvorhaben zugetraut hat", erinnert sich Geschäftsführer Peter Dechant. Nach der Auftragserteilung wurde ein extra für die Rennbahn konstruierter Betonfertiger hergestellt, damit die strengen Vorgaben bezüglich der Fertigungstoleranzen von 2 mm eingehalten werden konnten. 

Bei der halboffenen Konstruktion erhielten Tribünen und Bahn eine Überdachung, deren Grundtragwerk sich vorwiegend aus Stahlrundrohren zusammensetzt, während das Dach aus kunststoffbeschichtetem Polyestergewebe besteht. Auf den zwei Tribünen an den Längsseiten finden 3.000 Zuschauer Platz, entlang der Dammkronen stehen zusätzlich 1.000 Stehplätze bereit.

Der Leistungsumfang der dechant hoch - und ingenieurbau gmbh umfasste die Herstellung der neuen Betonpiste, die Schaffung eines neuen Zufahrtstunnels und die dazu gehörigen Erdarbeiten. 
 

Bauherr

Stadtverwaltung Erfurt
Erfurter Sportbetrieb
Friedrich-Ebert-Straße 61
99096 Erfurt

Planung

Bauconzept Planungsgesellschaft GmbH
Bachgasse 2
09350 Lichtenstein

Bauort Radrennbahn Andreasried
Riethstraße 29a
99086 Erfurt
 
Beauftragte Leisung

Los 6 - Fahrbahn und Tunnel

Bauzeit März bis September 2007
Auftragssumme netto 1.000.000,00 €
 

Zur Geometrie der Bahn 

Bei der Geometrie der Bahn mussten planerisch sowohl die offiziellen Vorgaben aller olympischen Disziplinen, als auch neueste Erkenntnisse der Fahrdynamik umgesetzt werden. Der Bahnaußenrand beispielsweise ist eine Überlagerung von Geraden, Klothioden und Kreisbögen mit dynamischen Schwingungskurven, welche bei der Kurveneinfahrt anders verlaufen als bei der Kurvenausfahrt. In der Mitte der Geraden hat die Betonpiste die geringste Neigung von 13,3 Grad. Die steilste Neigung der Bahn beträgt 41,54 Grad im Scheitelpunkt des Kreisbogens, wobei der Teppichbereich der Piste (wegen seiner üblicherweise blauen Farbgebung auch Cote d'Azur genannt) eine konstante Neigung von 13,3 Grad besitzt. Die überfahrbare Gesamtbreite der Bahn beträgt 8,25 Meter. Die geforderte Genauigkeit hinsichtlich der Ebenflächigkeit der Betonoberfläche liegt bei ±2 Millimeter (!). 

Um diese Anforderungen zu gewährleisten, wurde eigens ein schienengeführter Betonflächenfertiger gebaut.

Der Betonflächenfertiger bewegt sich auf Schienen im Innenraum und auf dem Damm.

Die Grundkonstruktion dieses Fertigers stammt von der Radrennbahn Cottbus, welche im Jahr 1986 erbaut wurde. Prinzip des Fertigers ist ein verschiebliches Parallelogramm. Hierdurch ist es möglich, dass alle Bahnneigungen abgefahren werden können. An der Unterseite einer Fachwerkbrücke befindet sich ein Schälmesser,welches sich während der Vorwärtsfahrt senkrecht zur Bahn mit etwa 120 Hüben pro Minute bewegt.

Der Betonflächenfertiger ermöglicht einen millimetergenauen Einsatz und gewährleistet höchste Ansprüche an die Bahnoberfläche.

Die Betonage der gesamten Bahn erfolgte unter Einsatz von Spritzbeton. 

 

Das 29.200 Quadratmeter große Areal umfasst neben der Rennbahn Funktionsgebäude mit Umkleide- und Sanitärräumen, einen Krafttrainingsraum, einen Ergometerraum sowie Büro- und Sportgeräteräume.

Im November 2007 wurde der Ersatzneubau der fertiggestellt. Erster großer Wettbewerb auf der neueröffneten Bahn waren die Deutschen Bahnmeisterschaften 2009.

Im Dezember 2009 wurde die Stadt Erfurt für den Neubau mit der „Silbernen Plakette“ geehrt. Dies ist die höchste Auszeichnung für Sportanlagen des Internationalen Olympischen Komitees und der Internationalen Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen.



Zahlen und Fakten:

  • 250 Meter Rennstrecke
  • 600 Tonnen Stahl
  • 1.200 Kubikmeter Beton
  • 6.800 Quadratmeter Dachbespannung
  • 29.200 Quadratmeter Gesamtareal
  • 4.000 Zuschauer