Die Firma dechant hat in Kösching innerhalb von kürzester Zeit eine neue Fertigungsstätte für die binderholz-Gruppe errichtet. Die Bauleistung war immens, nicht nur wegen des knappen Zeitfensters.
„Never change a winning team“. Dieser vor allem aus dem Sport bekannte Leitspruch kann durchaus auf die Baubranche ausgelegt werden. In Kösching etwa setzte die binderholz-Gruppe auf die bewährte Zusammenarbeit mit der Firma dechant hoch- und ingenieurbau gmbh (dhib). Eine gute Entscheidung angesichts der hohen Anforderung bei diesem Projekt.
Aufgrund der sehr knappen Rohbauphase von lediglich fünf Monaten mussten im ersten Schritt Lösungen geschaffen werden, die eine gleichzeitige Arbeit von mehreren Gewerken ermöglichten. Erschwerend hinzu kam, dass alle Baumaßnahmen bei laufendem Produktionsbetrieb erfolgen mussten – ein logistischer Alptraum.
Knifflig gestaltete sich die Aufgabe auch für die Fertigteilplaner aus dem Hause dechant. Um möglichst große Stützweiten zu erreichen, musste ein Großteil der Unterzüge als Spannbetonträger ausgebildet werden. Im Ergebnis konnten hierdurch Distanzen von rund 13 Meter ohne Unterstützung (auch im Bauzustand) überbrückt werden.
Etwa 1.000 Kubikmeter Beton und 130 Tonnen Bewehrung „verschlang“ die Errichtung der 76 Einzelfundamente. Millimetergenau wurden in diese Fundamente 912 Ankerbolzen mit einem Durchmesser von 39 mm eingebaut. Ein zusätzliches Streifenfundament zwischen den Stützen dient zur Aufnahme von künftigen Anpralllasten von bis zu 250 Tonnen.
Stahlbetonstützen soweit das Auge reicht. Insgesamt wurden mehr als 100 Stück in Kösching errichtet
Generell zählten die statischen Anforderungen zu den größten Herausforderungen für das dhib-Team, resümiert dhib-Bauleiter Lukas Müller: „Die neue Halle wurde als Rahmenbauwerk erstellt. Infolgedessen mussten alle Fertigteile vor Ort biegesteif miteinander verbunden werden. Hierfür war es erforderlich, mehr als 250 Anschlussstäbe vor Ort in circa 9 Meter Arbeitshöhe in die Stützenköpfe einzugießen.“
Die millimetergenauen Anschlussstäbe gewährleisten eine exakte Positionierung der Stahlbetonstützen
Die zirka 4500 Quadratmeter Filigrandecke, auch Elementdecke genannt, wurde ebenso ohne Lasttürme erstellt. Die Errichtung einer Elementdecke in dieser Bautechnik bringt eine enorm hohe Anforderung an die Halbfertigteile mit sich. Zudem muss bei der Montage auf höchste Genauigkeit geachtet werden, da nur wenige Zentimeter als Randauflager zur Verfügung standen.
Die Elemente der Filigrandecke erstrecken sich über eine enorme Fläche von 4.500 Quadratmeter
Große Flächen, minimale Toleranzen, knappe Zeit
In drei großen Betonagen, teils in Nachtarbeit aufgrund der sommerlichen Jahreszeit, wurden dann im August 1.200 Kubikmeter Aufbeton verarbeitet. Der größte Abschnitt umfasste hierbei eine Fläche von knapp 2.000 Quadratmeter. Innerhalb von lediglich 6 Stunden Einbauzeit kamen somit für den letzten Part 60 Betonmischer zum Einsatz. Allein die Koordination der zeitgenauen An- und Abfahrt der Betonmischer bedurfte einer präzisen logistischen Planung.
Nicht zu vernachlässigen war die Tatsache, dass alle Betonflächen als fertige Nutzungsflächen angedacht waren. Dies sei laut Bauleiter Lukas Müller wiederum nur unter Verwendung von hochwertigem Industriebeton zu erreichen gewesen. „In Verbindung mit minimalen Toleranzen hinsichtlich der Ebenheit auf zugleich großer Fläche, keine leichte Aufgabe. Dank einer sehr guten Teamleistung ist uns dies aber mit Bravour gelungen.“ Dieser Meinung schloss sich indes auch der Bauherr binderholz an. Neben der kurzen Bauzeit von lediglich fünf Monaten ist besonders hervorzuheben, dass bei 1200 Anschlüssen/Bolzen mit einer Toleranz von max. 3mm keine Nacharbeit angefallen ist! Nach der Fertigstellung der Decke stand noch die Montage weiterer Stützen im Obergeschoss auf dem Programm. Insgesamt erreicht der Bau somit eine Höhe von knapp 20 Meter.
Mit den Stützen im Obergeschoss erreicht das Gebäude eine Gesamthöhe von knapp 20 Meter
Zahlen und Fakten:
- 4.500 Quadratmeter Filigrandecke mit zirka 1.200 Kubikmeter Beton
- 180 Unterzüge mit 1.750 Tonnen Betonstahl
- 103 Stützen mit 1.500 Tonnen Betonstahl
- 50 Wandplatten
- Rund 330 Fertigteile insgesamt
- 6.000 Quadratmeter Dämmung
- 340 Betonmischerladungen